Sonntag, 20. Februar 2022
Selbstreflexion oder Selbstmitleid?
Hast Du dich mal gefragt, was passieren würde, wenn urplötzlich Dein/e Traumpartner/in an Deiner Wohnungstür klingelt? Wen würde sie / er sehen, wenn Du die Tür öffnest? Welchen Eindruck würdest Du hinterlassen?
Diese Frage hat mich die letzte Nacht sehr lange wachgehalten. Was wäre, wenn?
Heute Morgen hat mein Spiegelbild eine vernichtend ehrliche Antwort gegeben.
Meine Traumpartnerin würde einen ins Alter gekommenen, abgewrackten, an sich selbst zerbrochenen Tagträumer sehen, der schon viel zu lange sein Leben nicht in den Griff bekommt. Die Strapazen und Anstrengungen zeichnen sich in seinem Gesicht ab.
Sie würde einen Kerl erblicken, der nur allzu gerne Frust, Ärger und Misserfolge mit Alkohol therapiert, damit er sich nicht in den Schlaf weint.
Einer, der vom nächsten Tag nichts zu erwarten hat ? zumindest nichts Positives. Und in der Vergangenheit lebt er in den wenigen schönen Momenten, damit sein Herz und seine Seele nicht einfrieren.
Dieser Typ hat alles verloren und versucht damit irgendwie zurecht zu kommen. Finanziell und sozial wurde das Ende bereits längst überschritten. Tief in sich drinnen wartet er nur auf den großen Knall, der ihn auf dem "Boulevard of broken dreams" aufwachen lässt. Doch vielleicht bin ich ja schon dort angekommen und ich erlebe alle diese Gefühle und das vereinzelt auftretende letzte Aufbäumen gegen den Verfall, nur in einem Traum.
Tränen sammeln sich in meinen Augen, lassen die Welt verschwommen erscheinen und rinnen mein Gesicht herunter.
Am liebsten würde ich dem Kerl im Spiegel eine verpassen. Und dann noch eine und noch eine. Für jedes Mal, wenn er kampflos aufgeben hat, für jedes Mal, wenn er eine helfende Hand nicht erkannt oder nicht ergriffen hat, für jedes Mal, wenn er die Fassung verlor und geliebten Menschen wehgetan hat, gehört ihm eine reingeschlagen. Und er verdient eine Tracht Prügel dafür, dass er Menschen, die er geliebt hat, dies weder gezeigt noch gesagt hat!
Wenn die Wunden dieser vielen Schläge und Tritte verheilt sind, kommt dann wieder der zum Vorschein, der einst im Spiegel erschien? Ich meine den Mann, der Spaß am Leben hatte, der mit einer gehörigen Portion Selbstbewusstsein durchs Leben ging und den so schnell nichts aus der Bahn warf. Der, der vielleicht etwas zu eitel, etwas zu selbstverliebt, aber glücklich damit war. Ich war 3-mal in der Woche gerngesehener Kunde im Fitness-Studio. Ich habe mich gesund und abwechslungsreich und diszipliniert, wie ein Kraftsportler ernährt. 5-6 Mahlzeiten noch der Uhr und in Hochzeiten bis zu 6.500 kcal zu mir genommen.
Aber davon ist im Spiegel nichts zu sehen. Es sieht aus, als hätte ich nie irgendwas für mich gemacht.
Also frage ich mich nochmal: Wenn mich meine Traumfrau jetzt sehen könnte, was zum Teufel könnte sie dazu bewegen zu bleiben? Nichts! Absolut nichts! Und ich könnte es ihr noch nicht mal übel nehmen.

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Samstag, 25. Dezember 2021
Ich mache Fast Fashion zu Slow Fashion
Fast Fashion ist ein Symbol für die Schnelllebigkeit unserer Gesellschaft - und zwar in allen Bereichen.
In anderen Bereichen heißt es eben Fast Food oder Fast Technology.
Die Industrie und die großen Firmen erziehen uns dazu, dass wir die neuesten Produkte haben wollen. Einen noch größeren Smart-TV mit einer noch brillanteren Auflösung oder das neuste Smartphone mit der noch besseren Kamera, mit der man auch ganze Kinofilme drehen könnte.
Und wir sollen auch jeden neuen Ernährungstrend mitmachen und die neusten Superfoods zu uns nehmen.
Und genauso ist es auch mit der Mode! Aber wir alle haben es in der Hand, ob wir jeden Trend mitmachen oder wir unsere eigene Ideologie verfolgen.
Ich verfolge mittlerweile folgende Philosophie: ich kaufe Bekleidung, wenn ich welche wirklich brauche. Also wenn ich meine Kleidung überhaupt nicht mehr reparieren kann. Die Jeans, die sich in meinem Kleiderschrank befinden sind ca. 10 Jahre alt und wurden von mir immer wieder mal geflickt und/oder anders repariert. Ich gehe mal davon aus, dass meine Jeans eine Lebenserwartung von vielleicht 12-15 Jahren haben. Und so ähnlich sieht es auch bei der restlichen Kleidung aus. Socken werden gestopft wenn sie Löcher haben, Knöpfe werden wieder an Jacken genäht, wenn sie sich gelockert haben und abgefallen sind.
OK, zugegeben hat Unterwäsche eine nicht so lange Lebenserwartung aus hygienischen Gründen.
Und denke bitte nicht, dass ich in Lumpen durch die Welt wandle. Ich bin immer ordentlich gekleidet und habe ein gepflegtes Erscheinungsbild.
Also wenn wir alle unsere Kleidung etwas sorgsamer pflegen und kleine Schäden reparieren, anstatt einfach ein neues Kleidungsstück zu kaufen, können wir alle aus Fast Fashion Produkten Slow Fashion machen.
Natürlich wäre es besser, wenn wir alle nur noch Bio-Fair-Trade-Produkte kaufen würden, aber es ist nicht unbedingt notwendig um die Natur zu schonen.
Je mehr wir kaufen um so mehr wird die Industrie produzieren. Denn in der nächsten Saison sollen wir ja noch mehr konsumieren - statt 3 neue Shirts am besten gleich 5 oder 6 neue Shirts kaufen.
Mit unserem Kaufverhalten können wir erste Signale setzen! Das wirkt aber nur, wenn viele Menschen mitmachen. Das Signal eines einzelnen Konsumenten wird wie der Tropfen auf dem heißen Stein sein. Aber ganz viele Menschen, die das gleiche Signal mit der gleichen Aktion senden, können den Stein abkühlen und sogar formen.
Es muss doch endlich mal ein Ende haben mit Modekollektionen, die in wahnsinnigen Mengen überproduziert werden, wovon ein nicht gerade geringer Teil erst gar nicht in die Läden kommt, sondern fast direkt entsorgt wird!
Nur ein geringer Teil der Überproduktionen werden recycelt, indem sie geschreddert und zu Dämmmaterial für die Automobilindustrie oder anderen Produkten verarbeitet werden.
Vieles wird in die sogenannten Drittewelt-Länder geschickt. Dort sollen sie von der armen Bevölkerung gekauft werden. Allerdings treffen die Überproduktionen oft mit unseren "Altkleider"-Spenden in diesen Ländern zusammen. Die Folge: Dort ansässige Textilindustrie wird ausgerottet, denn die Importe sind um vieles günstiger.
Und nun rate mal, was mit Kleidung geschieht, die dort nicht verkauft werden kann! Sie dient als Brennstoff für private Haushalte - natürlich ungefiltert.
Und dafür werden Menschen und Natur ausgebeutet!

Ich wünsche mir, dass die großen Modeproduzenten etwas auf Profit verzichten und bedarfsgerechtere Mengen produzieren. Und wenn ein Produkt nicht mehr erhältlich ist, dann ist es auch nicht schlimm. Man kann sicherlich mit einer Alternative leben.

In diesem Sinne: vielen Dank fürs Lesen und ggf. Kommentieren und bis zum nächsten Beitrag...

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Dienstag, 14. Dezember 2021
Gedanken über "Fast Fashion"
Wir alle, inklusive ich, haben sie in unseren Kleiderschränken: "Fast Fashion"! Und ich nehme an, dass auch Du schon mal diese Bezeichnung gehört hast.
Aber was ist das eigentlich dieses "Fast Fashion"? Was macht Mode zu "Fast Fashion"?
Fast Fashion ist in keiner Weise Mode, die uns besonders schnell macht! Es ist die Bezeichnung für Mode, die dafür produziert wird, damit wir für wenig Geld unsere Kleiderschränke bis zum Brechen der Regalböden und Kleiderstangen vollstopfen können, um diese Kleidungsstücke nur ein paarmal zu tragen, um sie dann links liegen zu lassen und um sie gegen aktuellere Fast Fashion nach kurzer Zeit zu ersetzen. Und damit ist die zweite Frage auch schon beantwortet: Wir und unser Lebensstil macht Mode zu "Fast Fashion"!

Hast Du dir mal darüber Gedanken gemacht, was Dein neues Oberteil, das Du im Geschäft eines großen Textilhandelsunternehmens für 20,00 EUR gekauft hast, in der Produktion gekostet hat? Weißt Du in welchem Land und zu welchen Bedingungen es produziert wurde?
Wie ist es möglich, dass dieses Oberteil aus 97% Baumwolle und 3% Elastan nur 20 EUR kostet?
Baumwolle wird in China, Indien und Amerika angebaut. Damit Baumwolle wachsen kann benötigt es wahnsinnig viel Wasser. Damit auch möglichst viele Pflanzen ertragreich sind, werden sehr viele Mengen verschiedener Pestizide eingesetzt.
Von Maschinen geerntet und gereinigt, wird die Ernte, teilweise auf dem Seeweg, tausende Kilometer in andere Länder transportiert, um daraus ein Garn zu machen.
Aber die, die das Garn spinnen, können keine Stoffe weben. Dazu müssen die riesigen Garnrollen zu einem anderen Unternehmen transportiert werden. Im besten Fall im gleichen Land, im schlimmsten Fall auf einem anderen Kontinent.
Dort angekommen werden nun endlich Stoffe daraus gemacht. Dun diese Baumwollstoffe sind naturfarben, also "Off White". Damit Dein Oberteil farbig wird, muss der Stoff also gefärbt werden. Und das ist am billigsten mit der guten alten Chemie! Die Chemischen Komponenten garantieren ein gleichmäßiges Färbeergebnis und gute Haltbarkeit.
Das Färben der Stoffe erfolgt übrigens ohne Schutzkleidung und ohne Atemschutz. Das bedeutet, dass die Arbeiter die gefährlichen Dämpfe einatmen und auch mit den Chemikalien direkt in Berührung kommen.
Wenn der Stoff nun also die gewünschte Farbe hat und noch ein paarmal gewaschen wurde, um die überschüssige Chemie zu entfernen und anschließend maschinell getrocknet wurde, bleibt ja noch das Abwasser, welches aus Farbe, Chemie und Waschmittelrückständen besteht, übrig. Der einfachste und billigste Weg der Entsorgung ist die lokale Kanalisation oder noch besser direkt das nahegelegene Gewässer. Ungefiltert versteht sich, denn das würde Geld kosten!
Nun muss Dein Oberteil erst noch genäht werden. Das bedeutet der Stoff geht wieder auf die Reise. Ja, so eine Baumwollfaser bekommt im Laufe ihres Lebens viel von der Welt zu sehen.
Wenn der Stoff nun in Indien, China, Malaysia oder Thailand angekommen ist, wird er von unterbezahlten Menschen unter unmenschlichen Arbeitsbedingungen und in Akkordarbeit zu unserem Oberteil genäht.
Ja, dieses Oberteil hat bis jetzt nicht nur die Umwelt langfristig verschmutzt, sondern ist auch noch sozial unverträglich. Denn die Menschen, die bis zu 12 Stunden in überfüllten und nicht klimatisierten Hallen oder baufälligen maroden Häusern Tag für Tag und Jahr für Jahr ein und dieselbe Naht nähen, können sich mit den umgerechnet 3-4 Dollar, die sie an einem Tag verdienen, gerade so ihr sehr bescheidenes Leben finanzieren.
Unsere Bekleidung wird von Menschen produziert, die sich diese, für unsere Verhältnisse billige Kleidung, nicht leisten können. Diese Menschen haben im schlimmsten Fall noch nicht einmal Bildung genossen. Sie können lesen, schreiben und rechnen. Aber ein Studium ist nicht drin, denn das kostet zu viel. So können sie es noch nicht einmal ihren Kindern ermöglichen aus diesem Elend zu entweichen, denn Rücklagen bilden ist nicht drin!
So ging es auch schon deren Vorfahren.
Ich habe darüber nachgedacht, ob ich zu diesen Bedingungen für diesen Lohn ohne Aussicht berufliche Veränderung arbeiten wollte. Die Antwort ist ganz klar "Nein". Dafür habe ich mich nicht in der Schule angestrengt, einen Beruf gelernt und mich weitergebildet. Nicht für 3 Dollar am Tag.
Und ich bin mir sicher, dass Deine Antwort genauso ausfallen wird.
Und Du würdest wohl auch keinen Fisch essen, der in einem Gewässer gefangen wurde, das von den Chemikalien verseucht ist und dessen Wasser alle drei Monate eine andere Farbe hat - je nachdem was in der Modewelt als nächstes farblich angesagt ist.
Die Menschen, die unsere Bekleidung herstellen haben zum Teil keine andere Wahl.
Aber zurück zu Deinem Oberteil! Noch ist es im Herstellungsland und nicht im Store.
Also ab damit auf den nächsten Frachter und zum Beispiel nach Hamburg, wo die Ware verzollt und auf dem Landweg in ganz Deutschland und teilweise sogar in vielen europäischen Ländern auf die Shops verteilt wird.
Und da liegt dieses Oberteil nun endlich als eines von vielen. Es hat einen Hang-Tag mit seinem Preis von 19,95 ?.
Und jetzt kommst Du in den Store und erblickst es! Du nimmst es von dem Tisch hoch und checkst die Größe. Dieses Design und der Schnitt sind vielleicht das was Du so oder so ähnlich bereits ein oder zweimal im Schrank hast. Aber Deine Erfahrung sagt dir, dass diese Teile nicht sehr lange halten. Also für den Preis kann man sich auch noch eins kaufen. Sicher ist sicher.
Und so präsentierst Du stolz Deinen Freunden oder Freundinnen Deine neue Errungenschaft.
Dein Oberteil fühlt sich so gut auf der Haut an und schmeichelt Deiner Figur - und das für den Preis!!!
Aber hast Du auch erzählt was alles hinter diesem Kleidungsstück steckt? Welche Schicksale, Entbehrungen und welche Umweltverschmutzung dafür nötig war? Ich denke nicht! Und wenn ich ehrlich bin, ich natürlich auch nicht. Es interessiert ja auch niemanden!
Nur manchmal müssen wir es uns ins Bewusstsein rufen, dass 19,95 EUR nicht der wahre Preis dieses Oberteils ist!

In meinem nächsten Beitrag werde ich noch viel mehr unbequeme, aber notwendige Fragen stellen.
Also bleib daran, sei informiert und hinterlasse doch einen Kommentar!

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